Wirtschaftsprognose - OKB
Wirtschaftsprognose
17. November 2020
Weltwirtschaft und Wirtschaft Schweiz
Prognose erstellt durch BAK Economics
Die Weltwirtschaft befindet sich im Würgegriff des Coronavirus. Eine tiefe Rezession ist die Folge, der sich auch die Schweiz und der Kanton Obwalden nicht entziehen können. Mit der Verfügbarkeit eines Impfstoffes wird im Verlauf des nächsten Jahres eine breit abgestützte Erholung beginnen.
Die zur Bekämpfung des neuen Coronavirus ergriffenen Schutzmassnahmen haben die Weltwirtschaft im ersten Halbjahr 2020 in eine tiefe Rezession fallen lassen. Beispiellos in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte war nicht nur die Tiefe des wirtschaftlichen Einbruchs, sondern auch die Dimension der globalen Betroffenheit. Nahezu alle Volkswirtschaften sahen sich mit ausgeprägten Rückgängen der gesamtwirtschaftlichen Leistung konfrontiert.
Während die Prognose von BAK Economics für das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2020 aufgrund der bisher bekannten Entwicklung etwas optimistischer ausfällt als noch im Sommer, gibt sich der Ausblick auf das Jahr 2021 verhaltener. Das Risiko einer in den kommenden Monaten deutlich schwächeren Wirtschaftsentwicklung ist aufgrund der zuletzt wieder deutlich steigenden Fallzahlen markant gestiegen. Das weltweite BIP wird im nächsten Jahr voraussichtlich um 5,2 Prozent wachsen.
Nachhaltige Erholung erst mit Impfstoff
Auch in der Schweiz sind die Geschwindigkeit und Tiefe des BIP-Verlustes im zweiten Quartal 2020 einmalig. Nach der Rücknahme der meisten Restriktionen hat sich die Wirtschaft im dritten Quartal stark erholen können. Mit der V-förmigen Erholung konnten bereits mehr als zwei Drittel des BIP-Verlustes wieder wettgemacht werden. Weniger günstig zeigen sich jedoch die Aussichten für die nahe Zukunft. Aufgrund der national wie international wieder deutlich steigenden Fallzahlen geht BAK Economics davon aus, dass die wirtschaftliche Erholung im Winterhalbjahr 2020/21 unterbrochen wird.
Der Ausblick auf das Jahr 2021 ist auch für die Schweizer Wirtschaft verhaltener als vorerst angenommen. Das Risiko einer deutlich schwächeren Wirtschaftsentwicklung ist markant gestiegen. Eine nachhaltige Verbesserung ist erst mit der breitflächigen Verfügbarkeit eines Impfstoffes zu erwarten. Sollte dieser ab Mitte 2021 zur Verfügung stehen, ist für das Gesamtjahr 2021 mit einer Expansion des Schweizer BIP von 3,4 Prozent zu rechnen. Angesichts des für das Gesamtjahr 2020 zu erwartenden BIP-Rückgangs ist dies bescheiden. Das Vorkrisenniveau der gesamtwirtschaftlichen Leistung der Schweiz wird erst Ende 2021 wieder erreicht werden können.
Obwalden
Bruttoinlandsprodukt BIP
Veränderung gegenüber Vorjahr
Obwalden 2020
Die Konsequenzen der anhaltenden globalen Wirtschaftskrise zeigen sich auch in der Schweiz. Im Jahre 2020 ist somit auch das Konjunkturumfeld für den Kanton Obwalden deutlich eingetrübt. BAK Economics erwartet einen Einbruch der Bruttowertschöpfung von 3,6 Prozent im 2020, was etwas stärker ist als im Schweizer Durchschnitt (–3,3 %). Die schwerwiegendsten Wertschöpfungsverluste kommen aus der Beherbergung und der Gastronomie. Mit dem Rückgang der ausländischen Touristen haben auch die öffentlichen Verkehrsmittel und die Bergbahnen eine schwächere Phase hinnehmen müssen. Das schlägt sich im negativen Wachstum der Branche Landverkehr nieder.
Auf der anderen Seite wurde die Baisse vom Hochbau, vom sonstigen Baugewerbe sowie von IT-Dienstleistungen und vom öffentlichen Sektor etwas gedämpft. Besonders das Baugewerbe (vor allem der Tiefbau) dürfte dieses Jahr trotz der Krise kräftig wachsen. Die IT-Dienstleister haben von der raschen Umstellung vieler Unternehmen auf Homeoffice profitiert. Sie zählen zu den wenigen Dienstleistungsanbietern, die 2020 als Erfolgsjahr verbuchen dürften. Diese Entwicklung hebt auch im Kanton Obwalden die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung.
Obwalden 2021
Im Jahr 2021 erwartet BAK Economics eine breit abgestützte Erholung. Das verarbeitende Gewerbe dürfte dank einer Verbesserung des internationalen Umfelds wieder mehr exportieren. Allerdings wird der Druck auf die Margen, zumindest in den ersten Monaten des Jahres, noch bestehen bleiben. Mit einer erfolgreichen Eindämmung oder Verlangsamung der Verbreitung der Pandemie dürfte sich auch der Dienstleistungssektor im 2021 erholen. Vor allem für die unternehmensbezogenen Dienstleistungen wird eine robuste Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit erwartet, die sich positiv auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum auswirken wird.
Arbeitsmarkt Obwalden
Dank der Kurzarbeitsentschädigungen wird die Abnahme der Beschäftigung im 2020 noch glimpflich sein. Eine Entlassungswelle konnte dadurch verhindert werden. Gesamtwirtschaftlich erwartet BAK Economics für 2020 nur einen Rückgang von 0,2 Prozent der Beschäftigung im Kanton Obwalden. Im Schnitt aller Kantone wird ein Minus von 0,4 Prozent erwartet. Der milde Rückgang erklärt sich durch einen erwarteten Anstieg der Beschäftigung im sekundären Sektor, insbesondere im Baugewerbe. Im Dienstleistungssektor hingegen dürfte die Beschäftigung bereits im 2020 sinken. Die Arbeitslosenquote im Kanton Obwalden beträgt im September 2020 1,3 Prozent. Sie liegt somit immer noch deutlich unter dem Schweizer Wert von 3,2 Prozent. Für 2021 erwartet BAK Economics stärkere Verluste auf dem Arbeitsmarkt, besonders im verarbeitenden Gewerbe und im Bau. Nach dem erstaunlich starken 2020 im Baugewerbe dürfte es nächstes Jahr zu einer schwächeren Dynamik kommen, weil bestehende Projekte abgeschlossen werden.
Veränderung gegenüber Vorjahr


Branchen im Detail
Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Be- und Verarbeitung von Holz
Der Verlust der Bruttowertschöpfung wird in der Landwirtschafts- und Holzbranche des Kantons Obwalden im Krisenjahr 2020 über 5 Prozent betragen. Dabei stammt der grössere Teil des Verlustes aus der Holzbranche. Die Holzexporte sind in den ersten Monaten des Jahres bereits um über 12 Prozent zurückgegangen.
Im Gegensatz dazu ist die Landwirtschaft weniger krisenanfällig. Die Konsumnachfrage nach Lebensmitteln lässt in Krisenzeiten weniger stark nach als für andere Konsumgüter. Die Menschen sparen nicht als erstes bei den Nahrungsmitteln.
In den kommenden zwei Jahren wird es zu einer Erholung kommen, jedoch fast ausschliesslich in der Holzindustrie. Deshalb wird eine vollständige Erholung auch länger dauern als in anderen Branchen, die teilweise bereits Ende 2021 das Niveau vor Corona erreichen können.
Nahrungs- und Genussmittel
Ähnlich wie die Landwirtschaft ist auch die Nahrungs- und Genussmittelindustrie krisenresistent. Die Exportnachfrage war jedoch auch rückläufig. Das dürfte auf die höheren Preise von Schweizer Lebensmitteln zurückzuführen sein. Ein Indiz hierfür sind die sinkenden Exportpreise von Nahrungsmitteln aus dem Kanton Obwalden. Die inländische Nachfrage hat dagegen zugenommen, weil beispielsweise der Einkaufstourismus im angrenzenden Ausland während einigen Monaten nicht mehr möglich war. Zudem sind die im Kanton Obwalden hergestellten Lebensmittel von hoher Qualität und auch jetzt noch überdurchschnittlich gefragt. Deshalb rechnet BAK Economics sogar mit einem Plus der Obwaldner Bruttowertschöpfung 2020, während das Schweizer Pendant ein kleines Minus verzeichnet.
Im 2021 werden auch in der Schweizer Lebensmittelindustrie Erholungseffekte zu spüren sein. Diese sind jedoch bei Weitem nicht so gross und kräftig wie in Branchen, die viel stärker von den Folgen der Massnahmen gegen das neue Coronavirus betroffen waren. Im Kanton Obwalden, wo es keinen Wertschöpfungsrückgang 2020 gab, wird es gar keinen Erholungseffekt geben. Das Wertschöpfungswachstum dürfte bei etwas über einem Prozent zu liegen kommen.
Chemie und Kunststoffwaren
Die Obwaldner Chemie- und Kunststoffbranche bleibt von der globalen Wirtschaftskrise nicht verschont. BAK Economics erwartet einen Wertschöpfungsrückgang von 3,4 Prozent im 2020, was ein stärkerer Verlust ist als im Schweizer Schnitt. Der Rückgang lässt sich durch das klar schlechtere Abschneiden der Exporte erklären. Während die Schweizer Chemie und Kunststoffausfuhren voraussichtlich nominal um 3,0 Prozent sinken, dürfte sich im Kanton Obwalden ein Minus von 13,7 Prozent ergeben. Die Chemie und Kunststoffwaren sind einerseits von den Bauinvestitionen abhängig und andererseits von der Nachfrage aus den Fahr- und Flugzeugherstellerbranchen. Letztere haben mit 2020 ein äusserst schwieriges Jahr, was auch den deutlichen Rückgang der Exporte aus dem Kanton Obwalden beeinflusst.
Im 2021 dürfte die Wertschöpfung der Chemie und Kunststoffindustrie wieder klar wachsen. Die Agrochemie dürfte dabei den grössten Wachstumsbeitrag leisten. Trotzdem bleibt das für 2021 erwartete Wachstum dieser Branchen unter dem Schweizer Durchschnitt von 5,1 Prozent.
Investitionsgüter
Die Investitionsgüterindustrie im Kanton Obwalden ist von den Folgen der Coronapandemie im 2020 deutlich weniger betroffen als im schweizweiten Vergleich. Die Wertschöpfung dürfte 2020 um 1,6 Prozent sinken, national wird ein Verlust von 7,4 Prozent erwartet.
Besonders die Exporte von elektrischen Ausrüstungen, elektronischen Geräten und Metallerzeugnissen tragen zu dem positiven Resultat bei und federn den tiefen Einbruch in anderen Investitionsgüterexporten klar ab. Die Branchen sind trotzdem von der globalen Wirtschaftsentwicklung beeinflusst, die im 2020 zu einer Verlangsamung der Investitionsgüternachfrage geführt und die Preise gedrückt hat. Mit der erwarteten Erholung im nationalen und globalen Umfeld 2021 sollten auch die Obwaldner Investitionsgüter wieder stärker wachsen und zur Erholung der Gesamtwirtschaft beitragen.
Bauwirtschaft
Viele Indikatoren des Baugewerbes deuten auf eine gute Baukonjunktur im Kanton Obwalden hin. Vor allem im Tiefbau sind die Zahlen ausgezeichnet. Die stark wachsende Bautätigkeit, eine Verdoppelung der Bauauftragseingänge und dynamische Bauarbeitsvorräte führen zu einem kräftigen Wachstum im Tiefbau. Allerdings gibt es auch Anzeichen dafür, dass die Massnahmen gegen das neue Coronavirus die Baubranche getroffen haben, obwohl die Baustellen offengeblieben sind. Die Bautätigkeit im Hochbau war im zweiten Quartal 2020 deutlich reduziert. Durch diese gegenläufigen Indikatoren resultiert für den gesamten Bau des Kantons Obwalden ein Minus von 1,3 Prozent, was aber besser als im Schweizer Durchschnitt ist.
Eine starke Abnahme der bewilligten Bauvolumen wird eine Erholung im 2021 verunmöglichen. Das gilt sowohl für den Hochbau als auch für den Tiefbau. Während im Schweizer Durchschnitt das Wertschöpfungswachstum des Baugewerbes stagnieren wird, schrumpft es im Kanton Obwalden auch im kommenden Jahr. Insgesamt rechnet BAK Economics mit einem Verlust der realen Bruttowertschöpfung von 2,1 Prozent.
Gastgewerbe und Tourismus
Die Corona-Krise trifft die Tourismuswirtschaft bis ins Mark. Bei einem erwarteten schweizweiten Rückgang der Wirtschaftsleistung im 2020 rechnet BAK Economics mit einem historischen Rückgang. Auch wenn der alpine Tourismus weniger betroffen ist als der städtische, sind die Auswirkungen für den gesamten Tourismus enorm.
Ab März 2020 herrschte für fast drei Monate ein nahezu vollständiger Stopp in der Hotellerie. In der Gastronomie war die Situation nur minimal besser. Durch die stufenweise Lockerung der Corona-Massnahmen und die teilweise Öffnung der Grenzen verbesserte sich die Situation allmählich. Der Normalzustand ist jedoch noch weit entfernt. Im Kanton Obwalden ist die Zahl der Übernachtungen in den ersten acht Monaten 2020 um die Hälfte eingebrochen. Somit fällt fast die Hälfte der Wertschöpfung weg. Im 2021 dürfte dafür die Erholung umso kräftiger sein, was jedoch die Verluste des Corona-Jahres nicht wettmachen wird.
Konjunktur und reale Wertschöpfung
Konjunkturindikatoren Kanton Obwalden
saisonbereinigte Werte | prozentuale Veränderung gegenüber Vorquartal

Reale Wertschöpfung Kanton Obwalden
prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr

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